Ja, ich weiß, die schier endlose Diskussion nervt!
Allerdings nervt auch die Propagandamaschinerie die aufgefahren wird um irgendwelche Behauptungen aufzustellen. Den letzen Bock in dieser Richtung hat das Handelsblatt mit seiner Kampagne „Mein Kopf gehört mir“ geschossen.
Ich habe in vielen Unterhaltungen darüber dann feststellen dürfen, dass sich fast niemand mal Gedanken darüber macht und sich seine eigenen Informationen aus dem Netz puhlt. Leider, denn gerade diese Menschen gehen eher gedruckten Informationen auf dem Leim, schreibt das ganze doch (minimal) ein Journalist und ist auch gut recherchiert.
Und immer wieder fällt auf, dass so ein Pamfleet fast ausschließlich von Verwertern (oder anderen Urheberrechtsnutzniesern) an den Start gebracht wird.
Leider wird dabei seltens dargelegt, auf welcher Seite die jeweilige Kampagne steht.
Auch werden die Begrifflichkeiten der ganzen Debatte fast völlig unter den Tisch gekehrt.
Daher sollte man wohl als erstes mal die Begriffe wie Urheber und Verwerter klären!
Für mich ist ein Urheber ein Werteschaffender.
Dazu zähle ich Künster (Autoren, Musiker, Grafiker/Maler, etc.) ebenso dazu wie Programmierer.
(Ja, auch die schaffen Werte!)
Verwerter auf der anderen Seite sind (in D-Land) die GEMA, VG-Wort, Verlage, etc.
Verwerter schaffen per se keine Kunst und sind im Umkehrschluß auch keine Urheber!
Und genau diese Verwerter versuchen nun die große Argumentationskeule herauszuholen um verlauten zu lassen, dass eine Reform des Urheberrechts (was sie ausnutzen, weil es sie (noch immer) nicht betrifft) zum totalen Schaden für die Urheber (also der Künstler) sei.
Dagegen stemmt sich nun die jüngere Generation (unter anderem auch aktuell die Piraten), die
wollen, dass die Werteschaffenden nicht noch weiter beschnitten werden.
Eher im Gegenteil, man möchte die Rechte derer bestärken. Allerdings geht das eben zu Lasten
der Verwerter … was diese (logischerweise) nicht wollen.
Überspitzt dargestellt:
„Kein Sklavenhalter (aka Verwerter) möchte seine Leibeigenen (Werteschaffenden) besser stellen,
denn das geht immer gegen den eigenen Profit!“
In D-Land zahlt man bereits an irre viele Verwerter diverse Abgaben, was gern unter den
Teppich gekehrt oder ganz einfach verschwiegen wird:
Z.B. an die VG-Wort, wenn man einen Stapel Papier kauft und einen Drucker und eine Druckerpatrone
und einen Kopierer und den entsprechenden Toner dazu …
Das gleich gilt für USB-Sticks, Festplatten, CD/DVD/BluRay-Rohlinge.
Auch für Computer werden diverse Abgaben fällig.
Nur aus der Argumentation heraus, „man könnte ja … kopieren respektive vervielfältigen.“
Und dabei ist es völlig egal, ob man damit Geschäftsprozesse am laufen hält, oder der eigenen
Kreativität fröhnt.
Überall haben Verwerter es bei der Regierung durchgesetzt, dass man seine
versteckte Steuer Abgaben zahlen muss.
(Versucht einmal selber zu recherchieren, wieviel ein Künstler(!) beim Verkauf seiner eigenen CD erhält!)
Ein Firmenchef ist ein klassischer Werteverwerter:
Der Boss einer meiner Ex-Arbeitgeber hatte ~300 Patente auf seinen Namen, aber an keinem
einzigen mitgearbeitet. Ist es jetzt fair, dass er über Jahrzehnte hinweg dafür Geld kassiert,
oder sie für noch mehr Geld teuer verkauft, und die eigentlichen „Erfinder“ quasi leer ausgehen?
Ich – als Programmierer – weiss, dass alle meine Arbeiten von meinem Arbeitgeber verwertet werden. Auch über Jahrzehnte und auch nach meinem Ausscheiden aus der Firma hinaus! Ein bestellter Drehbuchautor, z.B. schreibt im Auftrag ein Script und verkauft es, für mehr oder weniger (meistens weniger) gutes Geld, an seinen Auftraggeber. Also wie ein Programmierer …
Bei dieser „Diskussion“ geht es der einen Seite darum, den Profit zu verteidigen, mit allen (lauteren und unlauteren) Mitteln, die es gibt. Auf der anderen Seite stehen die kleinen DonQuichotes, die gegen die Windmühlen der etablierten Industrie kämpfen. Auch um mal eine schon lange nötige Reform anzustossen und mal das Urheberrecht in die Zukunft zu holen!
Rechteverwerter gibt es auch in der Softwareindustrie …
Die wenigsten wissen, dass es Trivialpatente auf Interfacedesigns eines Programmes gibt.
Der Fortschrittsbalken z.B. ist mit einem Patent geschützt.
Oder das simple Design eines Konfigurationswizzard.
Oder – ganz absurd – die main() Funktion in einem C-Programm.
Und wenn Apple das simple Designs des iPads patentieren lassen kann, damit quasi optisch gleiche Pads (der Konkurenz) nicht mehr möglich sind, ist dann normal und gut?
Trivialpatente und lang angesetzte Verwertungszyklen sind der Tod der Kreativität. Kaum ein Künstler, der heutzutage nicht irgendein Recht eines anderen verletzt, weil die Kombination von 3 Tönen patentierbar ist …
Wem gehört eigentlich Beethovens 9.?
Ist euch bewusst, dass, wenn ihr die irgendwo aufführen wollt (ob man es selber kannst, lass
ich mal aussen vor ;) ), dafür bezahlen muss, obwohl der gute alte Beethoven schon seit ein
paar Jahrzehnten Tod ist?
Mit welcher Begründung eigentlich?
Mein Fazit: Verwerter sind keine Urheber! Und das Urheberrecht in der aktuellen Form kann so nicht in die digitale Welt übertragen werden.
Es bedarf dringend einer Überarbeitung!